Natalie O’Hara im Interview: „Ja, ich bin immer noch da!“

Seit der 1. Staffel ist Natalie O’Hara als Gastwirtin Susanne Dreiseitl im „Bergdoktor“ dabei. In der aktuellen 6. Staffel ist nun die Gruber-Brücke mit der Geburt von Klein-Sophia für alle Zeiten gesichert worden. Wie Natalie die Schwangerschaft ihrer Rollenfigur erlebte, warum sie die am meisten beneidete Frau von Ellmau war und was es mit ihrem Kniefall vor dem Herrn auf sich hat – Lest selbst!

Natalie, beim Dreh der 6. Bergdoktor-Staffel ist eine Herausforderung der ganz anderen Art auf Dich zugekommen, nämlich ein Babybauch, die Geburt und der Umgang mit einem Baby. Wie hast Du diese Aufgabe gemeistert? Hattest Du vorher schon solche Drehs oder war dies Dein „erstes Mal“?

Es war das erste Mal, dass ich eine Schwangerschaft mit Geburt spielen durfte. Die Geburt war ein sehr aufregendes Dreherlebnis – Mein persönliches Highlight der 6. Staffel! Da ich selbst diese Erfahrung nicht kenne, habe ich vorher unter anderem auf youtube die unterschiedlichsten Frauen während der Wehen und Geburt angeschaut. Es war teilweise echt abschreckend, aber auch sehr spannend. Jede Frau erlebt es anders. Einen ganzen Nachmittag haben wir die Geburt schließlich gedreht. Bei den Wehen hatte ich mit Heiko, selbst junger Vater, glücklicherweise einen idealen Coach am Set. Es war eine Herausforderung, hat großen Spaß gemacht, und hinterher war ich stockheiser, fix und fertig und mir tat alles weh…

Und dann wurde Deine Rollenfigur Susanne Mutter eines kleinen Mädchens….

Richtig, Sophia Gruber. Natürlich hätte sie Sophia Dreiseitl heißen müssen, aber die Sache mit dem Nachnamen wurde von den Dramaturgen nicht beachtet. Ich habe darauf hingewiesen und versucht, dies zu abzuändern, aber bisher ist das nicht passiert.

Wo wir gerade bei den Nachnamen sind: Wann steht denn die Hochzeit von Susanne und Hans an?

Bis zur Geburt war keine Hochzeit und was dann kommt, das wird die Zeit zeigen. Es soll ja spannend bleiben…

Lass uns auf die Schwangerschaft von Susanne zu sprechen kommen. Erzähl uns ein bisschen von Deinen Erfahrungen vom Dreh mit Babybauch.

Es war interessant festzustellen, dass man als Frau unglaublich auf diesen Bauch reduziert wird. In den Spielszenen, in denen permanent mein Bauch gestreichelt, mit diesem geredet oder dieser geküsst wird… Es ist fast, als ob man selbst dahinter verschwindet. Am Set habe ich als Schauspielerin mit Plastikbauch viele gute Ratschläge zu hören bekommen, ständig wurde sich darauf bezogen. Und der Scherz, „Natalie, Du darfst doch in dem Zustand nicht rauchen!“, wenn ich in Drehpausen mal eine geraucht habe, ist beim 5. Mal auch nicht mehr witzig. Einmal hat sogar eine besorgte Ellmauerin bei unserem Produktionsbüro angerufen, weil sie dachte, ich gefährde mein Kind. Das fand ich zwar amüsant und auch inhaltlich richtig, aber es zeigt, wie distanzlos Menschen bei Schwangeren werden können.
Ich war jedenfalls sehr froh, als die letzte Szene mit Bauch abgespielt war, da habe ich kurz gefeiert. Und ich freute mich nach diesen Drehtagen abends immer extrem über meine Taille (lacht).

Wie lief dann der Dreh mit dem Baby? Sicher klappte einiges nicht so wie geplant und man musste improvisieren. Hast Du diesbezüglich eine Geschichte für uns?

Sina, so heißt sie in echt, ist ein Traum-Filmbaby! Sie ist ganz Profi gewesen und hat uns das Drehen erstaunlich einfach gemacht, was auch ganz anders hätte sein können. Drehen mit Baby ist ja tendenziell eine Riesenherausforderung. Klein-Sina war großartig, hat immer brav durchgeschlafen und sich von A nach B tragen lassen. Oder wir alle anderen schmachteten sie an, und sie guckte einfach nur gemütlich in der Gegend herum. Improvisieren mussten wir also nicht, da Sina alles gemacht hat, was sie machen sollte und war an den Stellen wach, wo es notwendig war. Natürlich hatten wir auch einen sehr guten Baby-Dummy, da man ja mit dem echten Kind nur das Nötigste macht.

Hatten Heiko und Du die Möglichkeit, die Eltern und das Baby schon vorab kennen zu lernen oder habt Ihr Euch am Set das erste Mal gesehen?

Wir haben die Eltern und das Baby am Set kennengelernt. Ich habe sie vor dem Dreh begrüßt und mich vorgestellt. So ist das beim Film: Selbst wenn man ein Ehepaar spielen muss, kann es sein, dass man den Drehpartner vor Ort das erste Mal trifft. Ich hatte mal eine Liebesszene mit einem Typen, den habe ich eine halbe Stunde vorher kennengelernt. Es besteht leider nicht immer die Möglichkeit, sich vorher einzugrooven und die gemeinsame Welle zu finden.

Susanne hat nach ihrer Beziehung mit Martin in der ersten Staffel auch die weiteren Staffeln „überlebt“, mal mehr und mal weniger ins Hauptgeschehen involviert. Ist es beruhigend, dass jetzt mit der Beziehung Susanne – Hans eher eine Kontinuität zu erwarten ist?

Ja, ich bin immer noch da! (lacht) Es ist natürlich erfreulich, dass meine Figur über die letzten Jahre auch ohne die Beziehung zu den Gruber-Brüdern weitererzählt wurde, bzw. mit Jörg Dreiseitl und Jonas eigene Geschichten stattfanden, und Susanne auch ein kleines bisschen alleine Existenzberechtigung hat. Ich finde es eine große Ehre, dass ich immer noch in der Story „überleben“ durfte, obwohl Susanne die erste Freundin von Martin war, und seither ja einige kommen und gehen sah. Was für mich persönlich übrigens sehr traurig war, denn Tessa, Pia und auch Nike sind Freundinnen geworden, die fehlen.
Dadurch, dass Susanne nun mit Hans zusammen ist, ist natürlich der Kontakt zu den Gruber-Brüdern wieder vermehrt vorhanden, und auch die Geschichte mit Lisbeth lässt sich noch besser darüber ausbauen. Das finde ich sehr schön, weil ich so gerne mit Monika drehe. Mit allen vom Hauptcast spiele ich extrem gerne, aber es ist immer etwas Besonderes und Herausforderndes mit Monika zu arbeiten.
Egal wie es weitergeht, durch Sophia ist jetzt die Gruber-Brücke fürs erste gebaut. Doch Harmonie kann immer nur in Grenzen stattfinden, weil es sonst langweilig wird. Es wird mit Sicherheit weiterhin Konflikte geben, welcher Art auch immer. Richtig Ruhe und Frieden mit Familien-Happiness wird auf Dauer nicht der Fall sein können.

Wie würdest Du Dir wünschen, wie sich die Rolle der Susanne entwickelt? Was macht Susanne in 5 oder 10 Jahren?

Das ist eine schwere Frage, zumal ich ja – anders als im echten Leben – so wenig Einfluss darauf habe, da ist es besser keine Pläne zu schmieden. (lacht) Auf jeden Fall bleibt der Gasthof „Wilder Kaiser“ hoffentlich weiter ihr Lebenszentrum. Jonas würde in 5 bis 10 Jahren schon fast eigene Wege gehen… Ich glaube, die Phantasie der Autoren ist grenzenlos!
Ich freue mich auf jeden Fall, dass in diesem Jahr die 7. Staffel gedreht wurde, nächstes Jahr die 8. Staffel ansteht, und ich wieder mit dabei sein darf. Ich lasse mich überraschen, wie es mit Susanne weitergehen wird.

Welches war bis jetzt Dein schönstes / aufregendstes Erlebnis beim Bergdoktor-Dreh und welches das schlimmste?

Ich mochte alle Dorffest-Drehs gerne, weil so viele Leute und meistens der ganze Hauptcast dabei waren. Wir haben ganz selten den gesamten Hauptcast wirklich zusammen am Set, und das sind daher immer besonders schöne Tage. Nachtdrehs finde ich auch toll, wenn irgendwann der Punkt kommt, an dem alle zusammenhalten müssen, um das durchzuziehen. Eine Action-Szene würde ich gerne mal drehen, aber Susanne hat damit leider wenig zu tun.
Ein sehr lustiger Dreh war in der 5. Staffel: Als Susanne vor dem Gasthof kollabiert, Martin da ist, um sie zu versorgen, und Hans auch noch hinzukommt. Beide Brüder sind besorgt um sie, nachher trägt Hans sie noch ins Haus. Das war speziell, weil hinten an der Absperrung ca. 100 (vor allem weibliche) Zuschauer die Szene verfolgten, und ich hörte es förmlich seufzen und dachte mir: „Wow, ich bin gerade die am meisten beneidete Frau von Ellmau…“ Ich glaube, alle anwesenden Damen wollten an dem Abend in meiner Haut stecken. (lacht) Ich spiele mit beiden wahnsinnig gerne, und auch in der 6. Staffel gibt es wieder eine sehr schöne Szene mit Martin und Hans, die einfach unglaublich Spaß gemacht hat. Ich mag es sehr, wenn die Szenen einen gewissen Witz haben.
Der schrecklichste Dreh… Wir haben echt viel gefroren über die Jahre… Als wir in den Hintersteiner See mussten am Anfang der 2. Staffel für die Romantik-Nummer von Susanne und Martin, das war sowas von kalt, da war von Romantik überhaupt nichts zu spüren… Lange, verregnete Tage, an denen man rumwarten muss und aufgrund des Wetters nicht mehr drehen kann, sind schlimm. Es gibt immer mal wieder Tage, die hart werden, insbesondere bei schlechtem Wetter und wenn wir noch Sommer spielen, es aber nur knapp über 0 Grad sind. Da muss man dann mal durch. Aber ein richtig schreckliches Dreh-Erlebnis kann ich jetzt nicht sagen.

Du verkörperst ja eine Gastwirtin beim „Bergdoktor“. Wie gut kannst Du privat kochen und kommst Du überhaupt dazu?

Man sagt, ich koche ganz gut. Aber lieber nach Gefühl und mit kreativem Prozess, deshalb backe ich nicht, weil man sich da an das Rezept halten muss. Meine Nudelsoßen sind legendär, ein Fleischfestessen ist auch kein Problem. Es schmeckt immer allen. Ich komme nicht oft dazu, aber im Urlaub koche ich sehr gerne für Gäste.
Lange Zeit war ich eine ziemlich gute Kellnerin, das kommt mir jetzt in den Bergdoktor-Szenen zugute. Ich glaube, nur einmal ist mir ein Tablett runtergefallen in der ganzen Zeit.

Zu Deinen Anfängen: Du hast nach dem Abitur gleich die Stage School of Music, Dance & Drama in Hamburg besucht. Wann stand für Dich fest, dass Du im Schauspielbereich tätig sein möchtest? Hast Du bereits in der Schule Erfahrungen gesammelt?

Ich habe angefangen, in diese Richtung zu gehen, als ich mit drei Jahren im ersten Kinderchor war und die erste Ballettaufführung mitgemacht habe. Das fand ich toll! Mit sieben Jahren wusste ich, dass dies ein Beruf ist und habe mir gesagt: „Das werde ich!“ Daraufhin habe ich dieses Ziel verfolgt und alles gemacht, was in meiner Heimatstadt möglich war: Kinderballett, Laienspielgruppe, Märchenspielgruppe, Theater-AG, Tanzschule, Chor-AG, Klavierunterricht, Gesangsunterricht… Das würde ich auch jedem raten, der in diese Richtung gehen möchte, denn das ist eine ganz wesentliche Anfangsausbildung.

Du hast neben der Schauspielerei auch eine Ausbildung in Tanz und Gesang, spielst Klavier und Querflöte. Bei welchen Gelegenheiten kommen Deine musikalischen Fähigkeiten zum Einsatz? Wäre Musical nicht eine Herausforderung?

Damals habe ich eine Musical-Ausbildung gemacht und währenddessen bereits beschlossen, dass dies nicht mein Weg ist. Das hatte zwei Gründe: Der eine ist, dass lange ensuite dasselbe Stück spielen, wie bei den großen Musicals üblich, mir zu langweilig ist. So wie ich das mit meinen Bühnenstücken mache, ca. 2-3 Monate ein Stück, das finde ich super! Und der zweite ist, dass ich Gott sei Dank frühzeitig die gesunde Selbsteinschätzung hatte, dass meine vielleicht ganz hübsche Stimme nicht die Qualität für die ganz großen Musical-Rollen hatte. Da ich aber solche Rollen hätte spielen wollen und nicht im Musical-Ensemble fünfte Reihe links, habe ich mich schon damals komplett auf Schauspiel konzentriert, was eh meine größte Leidenschaft war. Während der Ausbildung hatte ich das Glück, meinen ersten Drehtag für eine Werbung zu haben. Dieser ging von morgens halb sieben bis Mitternacht und als ich nach Hause kam, fiel ich auf die Knie, dankte dem Herrn und dachte: „Das will ich machen! Wie schaffe ich das?“ Daraufhin habe ich mir eine Agentur gesucht, dann kamen die ersten fiktionalen Minirollen, und so ging es in diese Richtung voran.
Als ich erfahren habe, dass ich für „Sylt – Ein Irrtum Gottes?“ in den Hamburger Kammerspielen im Dezember 2012 auch mit Gesang und Tanz auftreten sollte, habe ich mir sofort einen Spitzen-Gesangslehrer gesucht und wieder Unterricht genommen, um das geforderte Niveau so optimal wie möglich zu leisten. Davor hatte ich nur einmal in einem Weihnachtsmärchen 2001 auf einer Bühne gesungen. Ich freue mich, dass es gut geklappt hat und bin sicher, es wird wieder ein Bühnenstück oder einen Film geben, in dem ich mal einen Song singen darf. Aber ich sehe mich nicht als große Sängerin, und ich liebe auch mehr das Spielen.
Und mit dem Klavier trete ich letztens immer öfter in unterschiedlichen Kontexten auf, u.a. beim „Pop meets Classic Göttingen 2013“ mit dem Göttinger Sinfonie Orchester. Eine Rolle als Pianistin, und dann auch wirklich selbst den Soundtrack spielen zu dürfen, das wäre ein Traum.

Du hast u.a. in Rosamunde Pilcher-Filmen mitgewirkt, aktuell sieht man Dich neben dem „Bergdoktor“ vorwiegend in Episodenrollen bekannter Serien. Würdest Du gerne öfters und mehr Filme im Jahr drehen?

Was für eine Frage! Natürlich! Selbstverständlich! Ich hoffe auch sehr, dass es nächstes Jahr mal wieder passiert!
Die Episodenrollen sind insofern sehr reizvoll, weil diese parallel zum „Bergdoktor“ gedreht werden können, und in der Regel für die paar Tage keine großen Terminprobleme entstehen. Wenn ich für einen Filmdreh 5 Wochen nicht greifbar bin, dann muss das Bergdoktor-Team sich arrangieren, und es wird schwieriger, aber das muss auch mal gehen.

Im „Bergdoktor“ spielst Du eine liebe Rolle. Würdest Du gerne mehr intrigante und bösartige Rollen verkörpern? Wie sieht Deine Traumrolle aus?

Ich spiele ja bei weitem nicht immer die gute Liebende, wie beim „Bergdoktor“, sondern es sind auch ganz andere Nummern mit dabei. Das finde ich sehr reizvoll, dass das ZDF mir diesen Freiraum gibt und mich mal böse, mal kompliziert, einfach sehr unterschiedlich besetzt.
Aber meine Traumrolle ist, neben einer Pianistin, „Die Kameliendame“, die tragische Liebende. Der Film „Moulin Rouge“ ist zum Beispiel „Die Kameliendame“ in abgewandelter Form. In diesem Film hätte ich gerne die Hauptrolle gespielt, einfach die Rolle schlechthin. Eine Doppel-Agentin im zweiten Weltkrieg wäre auch super. Auf jeden Fall historisch würde mir gefallen. Bond-Girl fände ich aber auch nicht schlecht. (lacht)

Über das Winterhalbjahr bist Du oft auf Theaterbühnen zu sehen. Möchtest Du auch die nächsten Jahre die Bühne nicht missen? Welches war Dein liebstes Bühnenstück und warum?

Ich finde diese Zweigleisigkeit mit Bühne und Drehen ist perfekt für mich, das macht mich sehr glücklich! Wenn ich das so weiter beibehalten kann in dem Rhythmus, im Winter ein Bühnenstück und im Sommer Drehen, dann bin ich sehr, sehr zufrieden.
Die Münchener Inszenierung der „39 Stufen“ war bisher meine Lieblingsproduktion. Ein wunderbares Stück und die Kollegen waren sensationell. Parallel habe ich für den „Bergdoktor“ gedreht und bin jeden Abend aufgetreten ohne einen freien Tag. So ein Pensum geht nur, wenn man sehr viel Spaß hat. Und den hatte ich definitiv!
Nun freue ich mich aber erstmal auf die Proben für die nächste Theaterproduktion „Auf und davon“ in Stuttgart vom 17. Januar bis 02. März 2014! Eine Gaunerkomödie, in der ich eine Hochstaplerin spiele, die u.a. Max Tidof den Kopf verdreht. Das verspricht auch ein großer Spaß zu werden…

Welche Musikrichtung / welchen Künstler favorisierst Du?

Ich höre viel Klassik, viel Filmmusik und natürlich auch gerne Musicals. Ansonsten bin ich großer Fan von Sting. Snow Patrol, Kings of Leon und vieles von Muse mag ich sehr gerne.

Du hast eine deutsche Mutter und einen US-amerikanischen Vater, daher Dein Nachname. Dann hast Du sicher auch Verwandtschaft in den USA. Kennen Deine Verwandten Deine Projekte in Deutschland? Wie oft seht Ihr Euch?

Ich habe meine halbe Familie in den USA. Sporadisch verfolgen sie meine Projekte. Von meinen drei Halbbrüdern waren zwei gerade wieder hier. Einer hat das Stück „Sylt – Ein Irrtum Gottes?“ angeschaut, kam überraschend zu meinem Geburtstag. Der andere hat mal einen Film von mir gesehen. Der jüngste Bruder war beim „Bergdoktor“ für einen Tag zu Besuch am Set, das war toll. Wir haben abends noch mit dem Team zusammengesessen, da hat er von dem ganzen Drumherum schon einen ziemlich guten Eindruck bekommen. Meine Tante spricht zwar kein Deutsch, hat sich aber auch schon mal „Bergdoktor“ online angeschaut, ist seither Heiko Ruprecht-Fan und findet, dass das US-TV es synchronisiert senden sollte. (lacht)
Ich sehe meine Familie leider viel zu selten, aber etwa einmal im Jahr schaffe ich es, nach Washington D.C. zu fliegen. Eine spannende Stadt, für Amerika unheimlich grün und relativ intellektuell. Die amerikanische Politik verfolge ich auch intensiv. Im Herzen bin ich Halbamerikanerin, auch wenn ich es nicht auf dem Papier bin. Jedes Jahr meiner Kindheit war ich einen Monat dort, und das prägt schon.

Welche Hobbys hast Du?

In erster Linie Klavierspielen. Malen, Spazierengehen, Skifahren… Ansonsten bin ich nicht so die Sport-Maus, ein Fitnessstudio brauche ich nicht zum Glücklichsein. Ich bewege mich lieber anders. Ich gehe sehr viel zu Fuß, trage viele Koffer Treppen hoch (lacht), vor der Arbeit mache ich ein wenig Yoga und Stretching. Seit Neuestem übe ich jonglieren. Außerdem habe ich einen jungen Hund, das hält richtig fit! Freie Zeit verbringe ich mit meinem Mann, am Klavier, mit Freunden beim Kaffee oder beim gemeinsamen schönen Essen. Wir gehen viel ins Theater. Im Urlaub male ich gerne. Und wenn ich ganz viel Zeit habe, schneidere ich auch mal ein Kleid. Langweilig wird mir nie.

Viele Schauspieler malen. Warum ist das wohl so?

Ich glaube aus zwei Gründen: Der eine ist sicher das Bedürfnis nach künstlerischem Ausdruck. Der andere ist vielleicht der folgende: Malen schult das Auge. Auch das Innere. Viele Leute, die meinen, nicht zeichnen zu können, machen den Fehler, dass sie zeichnen, was sie sich vorstellen und nicht wie die Dinge wirklich sind. Da muss man wirklich hingucken, wie Licht, Schatten und Perspektive sind. Und dieses Wirklich-Hingucken ist im Grunde, was wir auch bei der Schauspielerei versuchen, um nicht in Klischees abzugleiten, um nicht über die Vorstellung zu gehen, wie eine Figur sein könnte, sondern wirklich zu gucken, wie ein Mensch sich in einer bestimmten Situation verhalten würde. Das kann man beim Zeichnen ganz prima trainieren.

Du wohnst seit Deinem Abitur in Hamburg. Was bedeutet Hamburg für Dich? Was ist das Tolle an dieser Stadt?

Ich bin in Göttingen geboren und für meine Ausbildung nach Hamburg gezogen. Hamburg ist eine Weltstadt, ein gewachsener Meltingpot aus den verschiedensten Nationen. Hamburg war ja schon immer eine Hafenstadt mit vielen Nationalitäten – echtes Multi-Kulti, das ganz natürlich gewachsen ist. Das gehört einfach zu Hamburg dazu und gefällt mir. Trotzdem hat Hamburg etwas sehr Übersichtliches und Gemütliches.
Das hanseatisch Steife, was man den Hamburgern nachsagt, ist ein Vorurteil, und meint vielleicht das Understatement und Humorig-Trockene, das der Hanseat schätzt. Hamburg ist in meinen Augen sehr weltoffen und tolerant. Das ist mir wichtig. Ich habe das Gefühl, ich kann hier tief durchatmen, hier ist so viel Platz, so viel Himmel, so viel Grün und durch das Wasser eine Weite vorhanden. Auch in den Köpfen. Wenn ich über die Elbbrücken fahre, atme ich aus und fühle: Hier kann ich sein.

Worüber kannst Du lachen?

Wenn es gut rübergebracht wird, kann ich mich über alles amüsieren.
Bei jemandem wie Robin Williams ist fast egal, was er sagt, er ist naturkomisch. Ich kann sehr lachen über Ricky Gervais schwarzen Humor. Von den Deutschen mag ich Michael Mittermeier, Jochen Malmsheimer und Dieter Nuhr. Ich sehe gerne Formate wie „Neues aus der Anstalt“, bin großer Fan von Georg Schramm, obwohl der mich oft eher zum Weinen als zum Lachen bringt. Ich stehe sehr auf dieses gut gemachte Kabarett und Leute wie Jon Stewart, der „The Daily Show“ (das amerikanische Original von der „Heute Show“) präsentiert.
Auch meine Kollegen bringen mich oft zum Lachen. Hans Sigl kann sehr, sehr lustig sein. Und mit Mark Keller ernste Szenen zu spielen, ist eine echte Herausforderung.
Vollkommen fremd ist mir Schadenfreude in jeder Form. Clipshows und ähnliche Formate, in denen man Menschen dabei zuschaut, wie sie sich wehtun und/oder blamieren sind das Letzte!

Bist Du abergläubisch? Hast Du einen Talisman?

Ich habe keinen Glücksbringer ständig bei mir, aber ich habe eine große Sammlung verschiedenster Gegenstände, die mir was bedeuten und von denen ich mir hin und wieder einen mitnehme. Ich glaube aber nicht, dass wenn man mir „Toi Toi Toi“ für den Auftritt wünscht und ich „Danke“ sage, deswegen die Vorstellung schlecht wird, oder so. (Das ist so ein Theater-Aberglaube, man darf sich eigentlich nicht bedanken.) Ich habe Rituale, um in einen gewissen Modus zu kommen vor der Vorstellung, die ich gerne immer auf die gleiche Art mache, aber wenn es mal davon abweicht, dann mache ich mir keine Sorgen. Nein, als abergläubisch würde ich mich nicht bezeichnen.

Welche Wünsche hast Du für das Jahr 2014?

Ich wünsche mir, dass ich mal wieder eine tragende Rolle in einen Film spielen darf. Privat möchte ich weiterhin so glücklich bleiben. Mein Leben soll so schön bunt bleiben wie es in 2013 war, das hat Spaß gemacht. Es soll einfach so weiterlaufen wie bisher, dann bin ich sehr zufrieden.

Meine größte Stärke ist…

… Optimismus, Ehrlichkeit und Offenheit.

Meine größte Schwäche ist…

… Ich habe ein Problem mit Fremdbestimmtheit, zumindest jenseits der Arbeit. Private Erwartungshaltungen können einen fast pubertären Trotz in mir wecken. Und ich bin überhaupt kein Zahlenmensch. Alle Aufgaben des Lebens rund ums Thema Banken, Ämter und Versicherungen sind mir verhasst.

Ich würde gerne einmal essen gehen mit…

… Robin Williams und Dustin Hoffman. Das wäre ein super Abend!

Zu einem perfekten Wochenende gehört für mich…

… ausschlafen und mit lieben Menschen sein.

Als Kind hätte ich gerne ein Autogramm gehabt von…

… Morten Harket von A-ha. Mit zwölf. Das war der einzige Fanbrief, den ich je geschrieben habe, aber da ich keinen Rückumschlag beigelegt hatte, habe ich das Autogramm nicht bekommen. Aber ich weiß bis heute, was „Ich liebe Dich“ auf Norwegisch heißt: „Jeg elsker deg“.

Tee oder Kaffee?

Alles zu seiner Zeit.

Frühaufsteherin oder Langschläferin?

Definitiv Langschläferin!

Meer oder Berge?

Ich liebe beides.

Italienisches oder Chinesisches Essen?

Italienisches Essen

Harald Schmidt oder Oliver Pocher?

Harald Schmidt

New York oder Los Angeles?

New York

Kriminalroman oder Liebesroman?

Krimi, aber eher noch Thriller.

„Tatort“ oder Talkshow?

Eher „Tatort“.

Hund oder Katze?

Ich habe einen Hund und möchte eine Katze. Aber eine Katze funktioniert in meinem Leben weniger.

Natalie, wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview und geben Dir nun noch die Möglichkeit, den Bergdoktor-Fans etwas zu sagen.

Ich freue mich, dass Ihr uns so treu seid und wenn Ihr uns in der 6. und 7. Staffel wieder so toll begleitet wie bisher. Ich bin gespannt auf Euer Feedback!

Das Interview führte Michaela Schulze.

5 Kommentare zu „Natalie O’Hara im Interview: „Ja, ich bin immer noch da!““

  1. Ich finde es eh sooo toll wie nathalie mit heiko zusammen spielt als susane und hans haben sie schon viel erlebt !!!
    Ich bin jetzt 12 und bei der 1 staffel dabei 🙂
    Ich liebe diese Serie überalles bitte dreht noch mehrere staffeln!!

  2. Liebe Natalie und Michaela,
    habt beide herzlichen Dank für das tolle Interview.
    Fand es sehr toll,die Fragen von Michaela und auch dazu die tollen Antworten so dass man von Natalie auch so mehr erfahren durfte.
    Sie würde ich auch gerne mal persönlich kennen lerne,ist eine sehr symphatische Person.(kommt zumindest so rüber) ich mag sie auch sehr als Schauspielerin.Die Rolle ist einfach Klasse mit Hans an ihrer Seite.Heiko spielt seine Rolle auch sehr Klasse.Ein Lob an euch. Macht weiter so.

    Liebe Grüsse Christine

  3. Das Interview war echt klasse, schön etwas mehr von Natalie! Ich war ja erst einmal ziemlich geschockt! Susanne und Hans, das ist doch unmöglich das geht einfach nich, die passen überhaupt nicht zusammen! Inzwischen finde ich es richtig klasse es ist sehr schön gespielt von beiden Seiten! 🙂

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