Damit im „Bergdoktor“ die medizinischen Fälle realitätsnah dargestellt werden, sorgen die Anästhesistin Dr. Claudia Mietke-Preiß am Set und der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Pablo Hagemeyer bei der Drehbuchberatung für die korrekte Umsetzung.
Was die beiden über Island Hopping, „Das Massensterben in Tirol“ und den kleinen Doc Gruber in uns allen zu sagen haben – Lest selbst!
Ihr seid beide bei „The Dox“. Pauschal kann man sagen, dass dort Ärzte bei Drehbüchern und am Set als medizinische Fachberatung für die richtige Umsetzung in Film- und Fernsehproduktionen zur Seite stehen. Erzählt uns doch ein bisschen mehr darüber. Wann und wie seid Ihr eigentlich zu „The Dox“ gekommen?
P. Hagemeyer:
Ich habe „The Dox“ vor 12 Jahren mit drei Freunden gegründet. Wir haben zuerst Drehbücher beraten, und nach einiger Zeit sind wir auch vor Ort am Set unterstützend eingestiegen.
Was gab den Anstoß zu dieser Idee?
P. Hagemeyer:
Die medizinisch nicht richtig umgesetzten Produktionen, die es bisher gab. Man merkte ja im Studium und Arztsein, wobei wir da gerade einmal ein Jahr Arzt waren, dass im Fernsehen die Geschichten nicht die Wirklichkeit widerspiegelten. Also z.B. „Die Schwarzwaldklinik“, „Freunde fürs Leben“, aber auch bei Formaten wie „Der Landarzt“ und sogar bei „Der Bergdoktor“, die es damals schon gab. Es war nie so sexy, kniffelig und spannend, wie ich es gerne gesehen hätte. Das ist auch der Hintergrund der seltsamen und ungewöhnlichen „Bergdoktor“-Krankheitsfälle.
Gerade im Hinblick auf die ungewöhnlichen und unrealistischen Krankheitsfälle: Wie kann man als Naturwissenschaftler die Darstellung der Krankheiten/Krankheitsverläufe und die manchmal doch etwas weit hergeholte Story mit sich vereinbaren?
P. Hagemeyer:
Es ist immer der Einzelfall. Wir erzählen immer eine Geschichte, die vielleicht möglich ist. Das „etwas weit Hergeholte“ entsteht wenn überhaupt dadurch, dass die Erkrankung selten ist. Ich bin ja nur der Ideengeber für den medizinischen Teil der Geschichte und wie sich dann das Kraftfeld zwischen Autor, Produktion, Redaktion, Regisseur und den Schauspielern entwickelt ist noch eine andere Sache. Auf diesem Weg passiert viel, auch lustige Sachen, die nicht immer der medizinischen Grundidee dienlich sind. Letztlich ist es ja Unterhaltung. Die Storys müssen außergewöhnlich sein, sonst guckt sie keiner. Manchmal schleicht sich dann eine Unschärfe ein, aber so ist wohl der kreative Prozess, es ist ja keine Doku.
Wie dürfen wir uns das denn genau vorstellen, von der Krankheitsidee, dem Einbau in das Geschehen von den Drehbuchautoren und schließlich der Umsetzung am Set?
P. Hagemeyer:
Es ist so, dass die Drehbuchautoren, die Produktion und ich sich gemeinsam etwas überlegen. Ganz am Anfang kann man noch mischen, da ist noch alles offen. Und dann wird das praktisch herunter gehackt in kleine, brauchbare, vor allem verfilmbare Einheiten. Und dies sind dann kleine Punkte, wir nennen das auch Inseln. Wir springen dann letztendlich von Insel zu Insel, also vom medizinischen Thema zum nächsten, und dazwischen müssen sich die „normalen“ Geschichten entwickeln zwischen den Figuren. Diese einzelnen Inseln sind dann aber fachlich schon stimmig, damit der große Zusammenhang und die Details korrekt sind.
Wie kommst Du auf diese ungewöhnlichen Erkrankungen?
P. Hagemeyer:
Das passiert in meinem Gehirn (lacht). Ich habe sogar schon zwei Krankheiten erfunden, die es gar nicht gibt, und es hat keiner gemerkt. Aber um mal ein Beispiel für eine „richtige“ Krankheit zu nennen: Nehmen wir irgendeine Substanz, die wir im Körper haben. Der Mangel einer Substanz im Körper führt immer zu einer Erkrankung. Wenn wir z. B. kein Vitamin B oder kein Vitamin A , kein Hämoglobin oder kein Enzym haben, das irgendwas im Körper reguliert, werden wir krank. Das ist naturwissenschaftlich gedacht. Daraus entsteht eine merkwürdige Erkrankung, die aber durchaus wahrscheinlich ist, nur 1:1.000.000, und die Dr. Martin Gruber herausfinden und behandeln muss.
Nachdem Pablo also die Storys der Drehbücher medizinisch unterstützt, wie sieht Deine Tätigkeit am Set aus, Claudia?
C. Mietke-Preiß:
Ich bin letztlich die, die Requisiten ans Set bringt, da alles aufbaut und die Requisiten bedient. Da es alles funktionierende medizinische Geräte sind, muss man diese auch entsprechend bedienen können, wo mir dann meine Ausbildung als Anästhesistin zugutekommt. Dort habe ich auch immer mit vielen Geräten zu tun. Für die OP-Szenen richte ich einen kompletten OP ein, oder ich richte einen kompletten Schockraum mit wirklich allem ein, was in einem richtigen Schockraum drin steht. Natürlich geht es auch darum, den Schauspielern zu erklären, was bei der Operation zu tun ist, welche Handgriffe und in welcher Abfolge diese gemacht werden müssen. Beispielsweise muss beim Legen einer Infusion eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden, die medizinisch sinnvoll und korrekt ist. Auch ist es meine Aufgabe, den Schauspielern unter Umständen die Erkrankungen zu erklären, damit sie sich in diese besser hineindenken können, mit ihnen noch mal die medizinischen Texte zu besprechen und darauf zu achten, dass die Fachwörter richtig ausgesprochen werden. Es kann passieren, dass wenn ein Satz umgestellt wird, dieser medizinisch eine ganz andere Bedeutung erhält, worauf ich auch achten muss.
Sind dann bei der OP-Einrichtung alle Materialien von Dir von außen heranzutragen oder stellt z.B. das Krankenhaus Schwaz auch medizinische Geräte zu Verfügung?
C. Mietke-Preiß:
Ca. 80% der Sachen bringen wir ans Set. Das sind dann auch eigene Geräte wie z.B. Narkosegeräte und Ultraschallgerät. Diese sowie die ganzen Inhalte der Schränke liefern wir selber. Manchmal leihen wir aber auch Sachen wie z.B. einen OP-Tisch.
Am Set unterstützt Du vor allem Hans Sigl und Mark Keller. Wer von den beiden „Ärzten“ ist der bessere Schüler?
C. Mietke-Preiß:
Ich finde, beide spielen die Ärzte schon recht phantastisch.
Wie liegen Hans die medizinischen Handgriffe und Fachausdrücke?
C. Mietke-Preiß:
Hans ist bei der Umsetzung der medizinischen Handgriffe sehr geschickt, und er verinnerlicht auch die medizinischen Texte sehr schnell. Das unterstützt seine Authentizität als Filmarzt sehr, und dadurch ist es möglich, auch kompliziertere medizinische Handlungen in Szene zu setzen (z.B. die Anlage einer Thoraxdrainage/Brustkorbdrainage).
Was ist im Laufe der Zeit beim „Bergdoktor“ nicht ganz richtig gelaufen und worüber habt Ihr Euch dann geärgert, als es im TV ausgestrahlt wurde? Seien es Handgriffe oder dass wichtige Szenen rausgeschnitten wurden und die Geschichte nicht mehr 100% medizinisch stimmig war.
C. Mietke-Preiß:
Wir halten uns schon an die Drehbuchvorlage. Dann stimmt die medizinische Geschichte und auch die Umwege sind schlüssig und auch richtig. Es gibt manchmal Punkte, die eventuell schwieriger in der Umsetzung sind. Wir hatten z.B. mal den Fall, dass ein Patient, der leberkrank war, entsprechend realistisch sehr sehr gelb geschminkt wurde. Als die Folge dann ausgestrahlt wurde, wirkte er überhaupt nicht gelb, sondern sah sogar recht gesund aus. Letztlich weiß man nicht, wo die gelbe Farbe geblieben ist. Am Computer retouchiert wahrscheinlich (lacht). Man muss manchmal auch darauf achten, dass man die Sachen nicht zu kompliziert macht bzw. einfach lässt, denn wird ein Teil herausgeschnitten, erklären sie sich sonst unter Umständen auch von den Handgriffen her nicht mehr.
P. Hagemeyer:
Wenn es unplausible Wege gibt, die Geschichte sich vergaloppiert und alle merken, das passt nicht, sind das die falschen Fährten.
Wobei man sagen muss, dass Dr. Gruber ja öfters auf der falschen Fährte ist…
P. Hagemeyer:
Er ist eigentlich jede Folge auf der falschen Fährte gemeinsam mit Dr. Kahnweiler. Das ist die Dramaturgie des Falles, irgendwann, sei es am Anfang, am Ende oder in der Mitte, wird jemand auf die falsche Fährte geschickt. Dr. House z.B. wird ein Dutzend Mal pro Folge auf die falsche Fährte geschickt und Dr. Gruber zwei bis drei Mal.
Mediziner sagen, dass die Handlung in Arztserien reichlich überzogen ist. In diesem Fall: Dr. Gruber kennt sich in allen Fachgebieten gut aus bzw. arbeitet sich insoweit in kürzester Zeit ein, dass er den Fall letztendlich lösen kann. Wie vertretet Ihr das und inwiefern würdet Ihr das gerne relativieren?
P. Hagemeyer:
Es gibt immer wieder Anregungen, dass Dr. Gruber das nicht so einfach schaffen und wir mal mehr Leichen haben sollten, mehr schlimme Krankheiten, die Massen von Menschen dahinraffen, oder selbst Haupt- oder Nebendarstellerrollen immer wieder in Bedrängnis führen könnten. Das ist aber nicht das Format. Das Format heißt ja nicht „Massensterben in Tirol“ sondern „Der Bergdoktor“. Das ist der Unterschied. Insofern wird er weiter seltene und schwierige Fälle lösen, aber immer im gegebenen Rahmen der Serie.
Wobei die Todesrate ja jetzt wirklich nicht hoch ist. Michaela May war in ihrer Rolle bereits klinisch tot, es ist doch eher unrealistisch, da ohne Gehirnschäden herauszukommen…
C. Mietke-Preiß:
Natürlich sind das recht seltene Sachen, aber gibt es durchaus. Es ist die Frage: Wollen wir den 08/15-Diabetiker drehen oder einen einfachen Herzinfarkt – das ist dann für die Zuschauer nicht interessant. Deshalb muss man versuchen, spannendere Fälle herauszusuchen, um Dr. Gruber die Diagnose zu erschweren.
Was sich auf jeden Fall verbessert hat: Früher waren die erkrankten Patienten nach der endgültigen Diagnosestellung, man meint nach nur ein paar Tagen, wieder topfit und zu Hause. Heute endet die Geschichte öfters im Krankenhaus.
P. Hagemeyer:
Genau, alle müssen sich verbessern in der Herstellung so eines Formates. Es ist ein super Ding, hat eine riesige Quote, trotzdem kann man an einigen Stellen etwas verbessern. Auch bei der Beratung lernen wir ständig dazu, was wir verbessern können, und das ist ja auch unser Ziel. Wir müssen immer wieder neue Fälle finden, die die Geschichte transportieren, halten und stützen. Das ist nicht immer einfach.
Welches Krankheitsbild wird im „Bergdoktor“ in Hinblick auf z. B. ethische Gesichtspunkte nie auftauchen?
P. Hagemeyer:
Es ist dramaturgisch sehr spannend, eine Krankheit zu finden, die moralisch und ethisch voller Konflikte ist. Es gibt aber auch ein paar Krankheiten, die einfach nicht attraktiv genug sind, z. B. Brechdurchfall, die eher eine schlechte PR haben. Zum Beispiel beklagt die Rheumaliga sehr, dass nie etwas über Rheuma in fiktiven TV-Formaten zu sehen ist. Oder Multiple Sklerose wird auch kaum erzählt. Aber da kann ich mich nicht festlegen, es hängt immer von der Grundgeschichte ab, die gibt die Vorlage.
Wäre Dr. Gruber mit seinen Werten im realen Leben tragbar, abgesehen davon, dass er bei seinen zwei Patienten pro Woche total verarmt wäre?
P. Hagemeyer:
Aber jeder hat doch einen kleinen Dr. Gruber im Herzen. Und versucht ihn ab und an zu benutzen. Das ist eigentlich schon die Message. Natürlich können wir nicht so sein wie er, aber ab und zu menschlich sein und versuchen, uns für unsere Patienten zu engagieren, und auch als Patient uns für unseren Hausarzt zu engagieren. Wenn man ein bisschen Mitgefühl an der einen oder anderen Stelle zeigt, ist das schon die Message.
Inwiefern ist oder muss das gesamte „Bergdoktor“-Team im medizinischen Hintergrundwissen bewandert sein?
P. Hagemeyer:
Die Dialogtexte müssen geradeaus geschrieben sein, die medizinischen Sachen ordentlich besprochen werden und die Zusammenhänge vom gesamten Team mehr oder weniger gut verstanden werden. Es bringt nichts, wenn nur der Producer oder der Autor weiß, welche Krankheit vorliegt. Ansonsten würde es irgendwie merkwürdig märchenhaft wirken. Ich bin mir relativ sicher, dass viele am Set wissen, worum es beim „Bergdoktor“ geht, weil Claudia es übersetzen kann, und das ist echt ein Vorteil.
C. Mietke-Preiß:
Es ist wichtig, dass ein Arzt am Set ist, und die Schauspieler, gerade Hans, der viel medizinischen Text sprechen muss, durch ihn einfach sehr gut informiert sind. Dadurch ist er natürlich viel freier in seinem Spiel. Das leistet sich auch nicht jede Produktion, dass jemand Fachkundiges vor Ort ist. Mir ist es z.B. wichtig, dass, wenn wir eine stabile Seitenlage oder Reanimation erzählen, diese korrekt gemacht wird und dass solche zentralen Sachen auch zum Zuschauer transportiert werden.
P. Hagemeyer:
Falls theoretisch jemand am Set umkippt und dies zufällig in der Nähe von medizinischen Requisiten sowie Claudia geschieht, würde er sicher gerettet. Die medizinischen Geräte funktionieren ja alle. Der Defibrillator, die Monitore, die EKG’s sind alle echt.
Wie sieht denn der Patient Dr. Gruber aus? Welche Krankheit würdet Ihr ihn im Geschehen ereilen lassen, was würdet Ihr diagnostizieren?
P. Hagemeyer:
Natürlich ist es ein Wunsch, dass mal die Hauptfigur etwas hat. Aber dramaturgisch und von der Prämisse her gesehen – also filmisch gedacht – darf der Held der Geschichte nie schwer beschädigt werden. Der Held muss über sich hinauswachsen, muss einen mühsamen Weg gehen, darf an seine Grenze kommen, darf aber nicht zu sehr „zerstört“ werden, da sonst die Serie zu Ende ist. Ein Geheimnis einer Serie im Unterschied zu der Hauptfigur in einem Spielfilm ist, dass die Serienhelden sich persönlich und psychologisch nicht verändern dürfen. Diese Veränderung, die Heldenreise, geschieht im Kinofilm, da können wir den Helden psychisch durch Hochs und Tiefs jagen und ihn persönlich auch eine Veränderung durchmachen lassen. Wir müssen jedes Mal denselben Dr. Gruber haben – mehr oder weniger, damit es immer eine neue Folge gibt. Das ist ein dramaturgisches Gesetz, hab ich nicht erfunden, aber es scheint zu stimmen.
Aber beim aktuellen Winterspecial „Virus“ wird Dr. Gruber ja durchaus „beschädigt“…
P. Hagemeyer:
Korrekt. Beim Winterspecial kommt er in eine Situation, in der er sich Hilfe holen muss, weil er selbst nicht mehr kann, das ist ja auch die Motivation für die Bergretter, mitzumischen. Aber Winterspecial hat immer etwas Spielfilmartiges. Hier gilt eher die Spielfilmregel.
Welche anderen TV-Produktionen betreut Ihr beiden?
C. Mietke-Preiß:
Das ist ganz unterschiedlich. Letztes Jahr waren wir bei Helmut Dietl für „Zettl“. Wir machen für unterschiedliche Sender etwas, auch Spielfilme und Kinofilme. Wir haben auch mal einen Pilotfilm für Sat.1 beraten, „Die Landärzte“ hieß das. Das war ein völlig anderes Format, eine Doku-Soap mit Laiendarstellern. Natürlich von der Qualität ein wesentlicher Unterschied, ob wir mit Schauspielern oder Laiendarstellern arbeiten. Hans, Mark und die anderen, die am Set sind, sind ausgebildete Schauspieler und es ist deren Beruf, sich komplexe Dinge in kurzer Zeit anzueignen, ob es Texte sind oder auch Handgriffe. Insofern können die das dann auch. Daher haben jetzt im zweiten Jahr für die Intensivstation und für den OP-Saal Fachkomparsen, sprich Krankenschwestern und Krankenpfleger, die aus dem Bereich der Medizin und speziell aus diesen Bereichen wie Intensivmedizin, Anästhesie und OP kommen, weil man das natürlich sieht, ob eine OP-Schwester anreicht oder jemand, der überhaupt keine medizinische Erfahrung hat. Das erleichtert die Arbeit am Set wesentlich, weil man dann ja z.B. sagen kann „Ziehen Sie eine Spritze auf“. Eine Schwester weiß, was sie tun muss. Das ist ein großer Gewinn und hat auch etwas mit Professionalität zu tun.
P. Hagemeyer:
Nur als Beispiel: Das Set ist ja nicht sehr groß. Wir sind ja meistens in einem Raum, z.B. im OP. Solch einen OP bauen wir in ein bis zwei Stunden auf. Dann sind die Komparsen angekleidet, alles ist installiert und alles läuft, alle Monitore blinken, es ist sinnvoll und komplett eingerichtet. Die Kamera und die Regie kann sich dann aussuchen, wie sie filmt. Dann wird ab- und im nächsten Raum wieder etwas anderes aufgebaut. Das ist unsere Arbeit. Wir sind da knallharte und sehr schnelle Arbeit gewöhnt. Eigentlich fast wir im realen Leben, wenn ein Notfall kommt, muss man einen echten OP bekommen. So ähnlich ist das vom Feeling und vom Adrenalinschub her.
Claudia, Du hast Dein Studium an der Freien Universität Berlin begonnen und führst jetzt eine Praxis für Osteopathie in Weilheim. Wie sieht Dein beruflicher Werdegang aus?
C. Mietke-Preiß:
Ich habe in Berlin studiert, bin dann Fachärztin für Anästhesie geworden, mache seit 15 Jahren Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin, und bin jetzt gerade auf dem Weg zur Osteopathin. Letztes Jahr habe ich mich in einer Praxis niedergelassen, weil ich Osteopathie in der Klinik nicht machen kann.
Warum hast Du die Fachrichtung Osteopathie eingeschlagen?
C. Mietke-Preiß:
Es passt sehr gut in die schmerztherapeutische Richtung. Und es ist faszinierend, was man als Arzt mit den Händen bewirken kann. Auch Anästhesie ist durchaus eine manuelle Tätigkeit, und mit den Händen zu arbeiten liegt mir deshalb nicht fern. Es ist das absolute Gegenteil von dem, was man als Notärztin macht. Diese Gegensätze reizen mich. Als Notarzt muss man häufig extrem schnell handeln, da es um lebensbedrohliche Zustände geht. Bei der Osteopathie besteht keine vitale Problematik, und man kann sich mehr Zeit für die Patienten nehmen. Oft steht ein funktionelles Beschwerdebild im Vordergrund, wo die Schulmedizin nicht weiterkommt. Hier kann man als Osteopath(in) häufig helfen. Das gefällt mir, denn ich bin Ärztin, und daher ist der Gedanke des Heilens ein zentrales Anliegen für mich.
Also dann siehst Du Deinen Beruf als Berufung?
C. Mietke-Preiß:
Berufung ist ein starkes Wort, aber es ist immer mein Traumberuf gewesen. Ich kann sagen, dass ich mit Leib und Seele Ärztin bin.
Von Fachärztin für Anästhesiologie über Notärztin und Osteopathin bis hin zur Setberatung: Was machst Du am liebsten und warum?
C. Mietke-Preiß:
Ich mache alles gleich gerne. Alles, was ich mache, das mache ich sehr gerne und mit Begeisterung, und in dem Moment, wo ich es mache, mache ich es mit maximaler Motivation. Diese unterschiedlichen Tätigkeiten sind auch sehr abwechslungsreich und somit nie langweilig.
Wie organisierst Du Deinen Praxis-Alltag, wenn Du kurzfristig das „Bergdoktor“-Set unterstützen musst?
C. Mietke-Preiß:
Es ist manchmal schon ein Spagat. Da muss man dann schon einmal einen Termin verschieben.
Pablo, wie sieht Dein beruflicher Werdegang aus? Warum hast Du Dich für die Fachrichtung Psychiatrie und Psychotherapie entschieden?
P. Hagemeyer:
Das müsst Ihr meinen Therapeuten fragen (lacht). Ja, ich bin wissenschaftlich geprägt vom Denken. Ich mache immer Versuch und Irrtum – und das ist dabei herausgekommen. Also der Weg des Versuchens, Ausprobierens und Findens. Über die Hirnforschung, über die Arbeit in der Pathologie, über die Grundlagenforschung, aber auch über die Lust mit Menschen zu arbeiten.
Und dann sind die Entspannungs-CD’s des Hörfreund (www.hoerfreund.com) entstanden. Geht Ihr davon aus, dass die Leute die CD‘s hinsichtlich der Entspannung kaufen oder nur weil Hans Sigl die Texte liest?
P. Hagemeyer:
Ich benutze die Reihe für meine Zwecke, also für meine depressiven Patienten, obwohl es vom Produkt her keine therapeutisch-medizinische Behandlung ist. Ich spiele es Ihnen aber trotzdem vor, weil es eine Entspannung erzeugt und auf neue, einfache Gedanken bringt. Daher vermute ich, dass meine Patienten es meinetwegen anhören. Aber ohne Hans wäre daraus nix geworden. Hans hat eine sehr gute Interpretation des Textes. Und seine Fans lieben es. Ich habe den Text getippt und mir inhaltlich vorgestellt, wie das vom Rhythmus und der Geschwindigkeit abläuft. Aber Hans trägt wesentlich dazu bei, dass es überhaupt erfolgreich ist und wirkt Ich kenne schon eine Praxis, die die Reihe im Programm als Behandlungsoption zur Entspannung anbietet.
Wie kompensiert Ihr die Ereignisse Eures Berufsalltages?
P. Hagemeyer:
Die Drehbücher und die Beratung sind die Kompensation für die Arbeit als Arzt und ebenso umgekehrt. Es geht hin und her. Ich erhole mich quasi im Drehbuch von der Arbeit am Patienten und umgekehrt ist es eine Erholung wieder mit Patienten zu arbeiten.
C. Mietke-Preiß:
Ich kann das gar nicht so pauschal beantworten. Für unterschiedliche Ereignisse gibt es unterschiedliche Kompensationsmechanismen.
P. Hagemeyer:
Für mich als Psychotherapeut oder Claudia als Anästhesistin ist das eine extreme Abwechslung, die Setberatung zu machen. Ich habe viele Kollegen, die uns mittlerweile dafür beneiden, dass wir das machen können. Oberärzte und Chefärzte sagen: „Geil, würde ich auch machen!“
Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview, wünschen weiterhin viel Spaß am Set und freuen uns auf die neuen medizinisch-kniffeligen Fälle!
Zum medizinischen Ablauf am Bergdoktor-Set und dem Zusammenspiel zwischen Dr. Claudia Mietke-Preiß, Hans Sigl und dem Drehteam hat die ZEIT am 05.04.2011 einen interessanten Bericht veröffentlicht:
Realistische Arztserien – Doktor spielen
Hallo,euch ein herzliches Dankeschön,so weiß ich jetzt dass doch die Medizinischen Fälle echt gibt und nicht wie jeder sagt alles frei Erfunden und sehr übertrieben Dargestellt wird.
Ich freue mich auch schon auf die neuen Folgen.
Obwohl ich sagen muss der Krankheitsfall in dem Special war doch ein wenig unrealistisch.Oder????
Lieben Gruss Christine