Donnerstag 20.15 Uhr ist „Bergdoktor“-Zeit – auch für den Bergdoktor!

Die freiberufliche Journalistin Dörte Rahming hatte im Sommer 2025 die Gelegenheit, einen Bergdoktor-Drehtag zu besuchen und ein Interview mit Hans Sigl zu führen.

Sie stellt es Euch gerne über das Fanclub-Medium zur Verfügung - Herzlichen Dank und viel Freude beim Lesen!

Quelle: Dörte Rahming (www.wortlaut-rostock.de)

Hans Sigl191_Erika Hauri_2

© ZDF/Erika Hauri

Zunächst Glückwunsch zur Hochzeit, Dr. Gruber! In den 17 Staffeln zuvor war ja immer wieder etwas dazwischengekommen. Ich glaube, die Fans freuen sich für ihn, dass es endlich geklappt hat.

Wirklich? Es gibt auch andere Stimmen. Die einen waren froh, aber die anderen haben gefragt, ob das unbedingt sein musste.

Hast du als Schauspieler Einfluss auf die Besetzung der Rolle deiner Partnerin?

Für durchgehende Rollen gibt es ein sogenanntes Konstellations-Casting. Man muss gucken, ob die Chemie zwischen den Menschen stimmt, ob die Größen zusammenpassen und ob der- oder diejenige die richtige Besetzung ist. So war es zum Beispiel auch für die Rolle des David Kästner, der ja Lillis Freund werden sollte: Zuerst haben Ronja Forcher und ich jeweils eine Szene mit den verschiedenen Kandidaten gespielt, um die verschiedenen Facetten der Figur zu zeigen. Dann erst fiel die Entscheidung für Frédéric Brossier.

Haben Schauspieler generell Einfluss auf den Fortgang der Handlung und das Drehbuch?

Das ist ein laufender Prozess, ein Miteinander. Wir sprechen mit der Redaktion und der Produktion, welche Gedanken es fürs nächste Jahr gibt. Ich mache zum Beispiel Vorschläge für meine Figur, den Dr. Gruber. Und ich empfinde meinen Beruf als Angebot: Ich spiele meine Rollen in bestimmter Art, habe meine Ideen. Wenn der Regisseur es gut findet, ist es okay. Wenn er´s nicht gut findet, werden wir darüber reden. Manchmal gibt es dann Überzeugungsarbeit, und manchmal muss man auch für seine Ideen kämpfen. Das gehört zu dem kreativen Prozess dazu.

Gibt es Szenen, die für dich schwierig zu spielen sind?

Das, was am leichtesten aussieht, ist oft am schwersten zu spielen. Es ist relativ einfach, eine Tragödie zu spielen. Aber das Leichte muss gut gebaut und gut inszeniert sein. Eine Liebesszene zum Beispiel: Es ist eine Illusion zu glauben, das ist ja nur locker und leicht. Aber die Verabredung, wie diese Leichtigkeit entsteht, darin besteht das Geheimnis. Die Dosierung, wie intensiv man spielt, ist viel schwieriger als in einer Szene, in der der Doktor einem Patienten erklärt, dass er nicht mehr lange zu leben hat.
Genauso ist es einfach, eine negative Figur zu spielen, weil sie klar gesetzt ist. Aber über einen langen Zeitraum eine positive Figur spannend zu halten und ihr ein Geheimnis zu geben, ist nicht unbedingt einfach.

Gibt es bestimmte Folgen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Das ist alles auf meiner internen Festplatte gespeichert, die dann geöffnet wird, wenn ich Kollegen etwa auf Veranstaltungen treffe. Im Laufe der Zeit werden es immer mehr, die mal bei uns mitgespielt haben – das ist schon manchmal beängstigend, wie viele es sind im Laufe der vielen Jahre (lacht). Und dann erinnern wir uns zusammen daran, wie wir bestimmte Szenen gedreht haben.

Jede Staffel umfasst acht Filme – sehr viel Rolle also für den Hauptdarsteller. Wie schaffst du es, all die Texte zu lernen?

Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, mir beim ersten Lesen des Drehbuchs einzuprägen, was passiert – das ist schon ein Automatismus. Dann gibt es Drehbuch-Besprechungen und Leseproben, in denen Details verändert oder angepasst werden – da vertieft sich das noch. Aber um seine Rolle zu lernen, hat jeder seine eigene Methode: Manche Kollegen zum Beispiel gehen spazieren und sprechen die Texte laut. Ich glaube, ich habe ein gutes fotografisches Gedächtnis: Ich weiß, jetzt bin ich im Drehbuch auf Seite fünf oben, jetzt auf Seite sechs in der Mitte, dazwischen stehen der Text meines Gegenübers und eine Regieanweisung.

Bringt deine Funktion als Hauptdarsteller eine gewisse Verantwortung für das gesamte Team mit sich?

Wenn der Hauptdarsteller an 109 von 110 Drehtagen nicht gut drauf ist, wäre das in der Produktion spürbar. Wenn er aber glücklich und in seinem Element ist, das Team schätzt und wahnsinnig gern zur Arbeit geht, überträgt sich das auch. Vielleicht bin ich da genetisch programmiert: Ich habe mich schon immer im Ensemble wohl und gut gefühlt, immer ein offenes Ohr gehabt.
Und ich habe auch mal einen Drehtag zwischendurch frei, die meisten anderen aus dem Team sind jeden Tag von morgens bis abends da – das muss man sehr wertschätzen.

Guckst du dir die Filme an, wenn sie fertig sind?

Ja klar – am liebsten zur offiziellen Sendezeit im linearen Fernsehen. Ich mag es zu sagen, Donnerstag 20.15 Uhr ist „Bergdoktor“-Zeit. Ich könnte sie schon eher schauen, aber ich mag es, noch etwas länger dieses Premieren-Gefühl zu haben.

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen