Eine Fan-Weihnachtsgeschichte der gemeinsamen Aktion
des TVB Wilder Kaiser und des Bergdoktor Fanclubs!

Diese Geschichte wird außer Konkurrenz veröffentlicht.

Nikolaus Abend auf dem Gruberhof

von Lydia Lachmann

Tüchtig geschneit hatte es heute am 6. Dezember. Gerade rechtzeitig und sehnsüchtig erwartet für die bevorstehende Wintersaison im Skigebiet Wilder Kaiser. Für den heutigen Tag war wie jedes Jahr am Nikolaustag das alljährliche traditionelle Ski-Opening in Ellmau geplant. Nicht immer liegt zu dieser Veranstaltung bereits genügend Schnee. Aber heute war alles anders. Rechts und links jeder Straße waren schon von den Räumfahrzeugen aufgehäufte Schneemauern zu bestaunen. Nach dem gemeinsamen Bratapfelessen auf dem Gruberhof wollte auch Lilli in diesem Jahr zum ersten Mal alleine zur Party ins Tal.

In der Bergdoktorpraxis war nach einem arbeitsreichen Dezembertag mit zahlreichen Hausbesuchen endlich die wohlverdiente Ruhe eingekehrt. Ohne die unterstützende Hilfe seines Kollegen und Freundes Roman hätte es Martin wieder einmal nicht pünktlich nach Hause geschafft. Er wünschte sich einen ruhigen Feierabend. Er dachte in diesem Moment weder an den heutigen Nikolausabend noch an das alljährlich stattfindende Highlight in Ellmau, wo Lilli heute erstmals ohne wenigstens einen ihrer Väter hingehen durfte. Es war eine nicht einfache und einstimmige Entscheidung von Hans und Martin gewesen, ihr das zu erlauben. Nur mit der Einsicht von Lilli, sich von Hans bringen und von Martin abholen zu lassen, konnten die Väter in das Vorhaben ihrer Tochter einwilligen. Auf der schmalen Straße hinauf zum Bromberg sah Martin ein sehr langsam sich fortbewegendes Fahrzeug. Es leuchtete und blinkte schon von Weitem. Beim Näherkommen hörte Martin hell klingende Glöckchen, die an einem Pferdeschlitten angebracht waren. Jetzt erst erinnerte er sich an den Nikolaustag und freute sich spontan auf die Bratäpfel, die bereits in der Röhre standen und im ganzen Haus einen leckeren Duft verbreiteten. Damit war die Weihnachtszeit angekommen. Martin konnte mit seinem in die Jahre gekommenen grünen Mercedes auf der engen und schneebedeckten Passstraße unmöglich überholen. Das machte ihm in diesem Moment aber auch nichts mehr aus, er freute sich auf das Familienessen. Gemeinsam mit dem Pferdefuhrwerk erreichte er den Gruberhof. Als er den Kutscher erblickte, war er überrascht, er hatte ihn nicht bestellt. Es war zwar nicht der Nikolaus persönlich, aber auch bei dem Anblick von Knecht Ruprecht vermutete er wohl eine schöne Überraschung für Lilli. Er blieb im Hintergrund stehen und ließ Knecht Ruprecht gespannt den Vortritt. Unüberhörbar pochte der große Mann mit seiner Faust an die hölzerne Eingangstür des Tiroler Bauernhauses. Mit rauer, aber sehr lauter und intensiver Stimme rief er ein vorweihnachtliches Gedicht in den nächtlichen eisigen Sternenhimmel:

„Draußen vom Baumgartner komme ich her und will euch sagen, es raucht dort schon sehr. Öffnet mir Haus und Keller, macht auf die Tür, ich habe Weihnachtspost versiglt vom Christkind bei mir“.

Es dauerte nicht lange, bis die Tür geöffnet wurde. Lilli stand in Begleitung von Hans und Lisbeth staunend im Flur und hatte direkten Augenkontakt mit dem frühabendlichen Besucher. Knecht Ruprecht sichtlich durchgefroren von Eis und Schnee nuschelte er ein paar schwer verständliche Worte in seinen Barth. Seine Brille verschlug durch den warmen Atem, der wie Rauch aus seinem Mund aufstieg. Eifrig kramte er in seinem riesigen Jutebeutler herum und suchte verzweifelt nach Etwas. „O-Hara, wo ist er denn nur“, stotterte er fast verzweifelt in seinen Barth. „Lieber Weihnachtsmann, was suchst du? Kann ich dir helfen?“ fragte die sonst resolute Lilli schüchtern und ungeduldig. „Der Brief, er muss hier drinnen sein. Der Brief von dem Erzengel Immanuel, der Brief. Mein liebes Mädchen, warte, warte ich finde ihn bestimmt gleich“, beruhigte sich Knecht Ruprecht selbst. „Ein Brief für mich?“ Lilli war nun, genau wie alle anderen der Gruber’s doch ziemlich ungeduldig. „Ho, ho, ho – hier ist er ja, der große Brief mit Sigl“. Erleichtert kramte er einen großen Briefumschlag heraus und fragte nach Martin Gruber. Der Bergdoktor stand hinter Knecht Ruprecht und war sichtlich erschrocken über seine Namensnennung. Damit hatte wohl keiner gerechnet, eher mit einer Überraschung für Lilli von ihrem jugendlichen Schwarm. „Für dich, mein Lieber, für dich“, betonte der Vertreter vom Nikolaus. „Für mich – vom Weihnachtsmann? Lieber Knecht Ruprecht, bist Du dir da wirklich sicher, dass diese Post für mich bestimmt ist?“ fragte Martin ungläubig ein zweites Mal. Er hielt das Kuvert in seinen Händen und wusste im Moment nicht, wie es um ihn geschehen war. Forcher, als er gekommen war, entfernte sich Knecht Ruprecht auch wieder. Auf dem im Schnee parkenden Schlitten, eingehüllt in eine warme rote Decke, rief er uns unüberhörbar laut zu: „Ronning, I must ronning!“ Mit seinem Schneefahrzeug auf Hufen fuhr er wieder davon, hinab nach Ellmau. Das Lutzte, was man noch von ihm sehen konnte, war eine riesige Schneewehe und weg war er.

Den Brief in der Hand begleitete uns Martin in die warme Küche, wo die Bratäpfel noch in der Röhre brutzelten. Alle nahmen am weihnachtlich dekorierten Tisch Platz. Lilli konnte es kaum erwarten und starrte voller Spannung auf den Brief. „Nun öffne ihn doch endlich“, quengelte sie an ihrem Vater herum. „Nein, erst wird gegessen“, bestimmte Oma Lisbeth die Reihenfolge. „Du hast es gehört, Lilli, ich darf ihn noch nicht öffnen“, antwortete Martin, selbst neugierig und gespannt. Endlich, nach gefühlten langen Stunden löste Martin das rote Briefsigl vorsichtig und öffnete den Umschlag. Ein weiteres Kuvert in roter Farbe kam nun zum Vorschein, auf dem der Name Martin Gruber stand. Auch dieser Umschlag war fest verschlossen. Mit einem scharfen Brieföffner schnitt Martin ihn auf, um an den Inhalt, ein weißes zusammengefaltetes Papier zu gelangen. Sorgfältig faltete er den karierten Zettel auseinander. Totenstille im Raum! Drei Worte, aufgeklebt aus Zeitungsbuchstaben. War das ein Drohbrief mit Lösegeldforderung, gerichtet an den Bergdoktor? „SOFORT RAUSKOMMEN – ALLEINE“ „Martin, rufe die Polizei“, flehte Lisbeth aus Angst um ihren Sohn. „Nein“, waren die gleichzeitigen Worte von Martin und seinem Bruder Hans. „Das ist sicher nur ein alberner Scherz zu Nikolaus“, beruhigte Hans seine aufgeregte Mutter. „Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder hier bin, dann holt Hilfe“, sagte Martin mutig. Mit flauem Gefühl in der Magengegend öffnete er vorsichtig die Haustür. In diesem Moment knallte es auf dem Hof, und das Dunkel der zeitigen Winternacht erhellte den gesamten Raum vor ihm. Ein funkelndes Herz, errichtet mit unzählbar vielen Fackeln, leuchtete im Schnee. Eine Stimme schallte von der am Berg liegenden Terrasse zum Haus herüber. “Martin, willst du mich nicht endlich heiraten?“ Die Angst der letzten Minuten verflüchtigte sich bei allen Anwesenden. Martin war tief bewegt und sprachlos, Tränen flossen huber seine Wangen. Durch den tiefen Schnee rutschte er den Abhang hinunter zur Bergterrasse und nahm überwältigt seine alte und neue, einzig wahre und beständige große Liebe Susanne in den Arm und schrie in den Sternenhimmel: „Ja – ja – ja, ich will dich heiraten!“

Noch an diesem Abend wurde für den Silvestertag die Doppelhochzeit gemeinsam mit Hans und Anne vom Hennigmeierhof festgelegt. Anne war in Susanne’ s Plan schon zeitig eingeweiht worden und hatte diese Überraschung zusammen mit ihr vorbereitet. Seit dem Tod ihres Vaters Arthur wohnte sie nun bei Hans auf dem Gruberhof. Den Hennigmeierhof hatte sie ab dem neuen Jahr verpachtet. Martin verbrachte seine Tage und Nächte ohnehin die meiste Zeit im Wilden Kaiser und unterstützte Susanne gerne bei ihrer Arbeit, so oft es ihm möglich war. Lilli verzichtete spontan auf die Skiparty in Ellmau und freute sich auf eine große Hochzeit ihrer Väter. Wer hatte schon das Glück, gleich zwei Paare als Eltern zu haben? Nicht einmal die größte Skiparty in den Bergen könnte diese großartigste Nikolaus-Überraschung überhaupt noch toppen.

5 Kommentare zu „“

  1. Ich bin total baff !!!
    Nein, enttäuscht bin ich nicht, dass ich es nicht unter die TOP 3 geschafft habe.
    Na ja, die Bergdokorwoche als Gewinn wäre schon super gewesen, aber diese kann man ja trotzdem haben.
    Was mich aber wahnsinnig freut und stolz macht, ist die Veröffentlichung meiner Geschichte außer Konkurrenz.
    Das ist der Wahnsinn und dann auch noch im Fanclub-Adventskalender 😉
    DANKE – DANKE -DANKE !!!
    Eure Lydia

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